Aktuell_Portrait Antrud Schröder_Bericht - Deister Calenberger Land
Menschen machen sie glücklich
Ronnenberg/Gehrden. In Antrud Schröders Praxis für Sprachtherapie an der Gartenstraße in Gehrden steht ein Motivationsspruch auf einem Flipchart: „Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich für das, was einem wichtig ist.“ Sie neige zu Zitaten, sagt Schröder – und dieses fasst das Engagement der Ronnenbergerin auch gut zusammen: Die 56-Jährige leitet nicht nur eine Praxis und ist Mutter zweier inzwischen erwachsener Kinder, sie ist auch Präsidentin des Lions-Clubs Deister Calenberger Land.
Der Einsatz für Mitmenschen ist seit je her ein fester Bestandteil in Schröders Leben. „Ich bin da so reingewachsen“, erkärt die Sprachtherapeutin, die gebürtig aus Quakenbrück bei Osnabrück stammt. Als eines von fünf Geschwistern habe sie von Beginn an gelernt, sich um andere zu kümmern. „Mir macht das total viel Spaß, und zum Glück wird mein Engagement von unserer Familie getragen.“ Das Verständnis ihrer Angehörigen zeigt sich auch bereits in der nächsten Generation: Ihr Sohn Til Leander Schröder dürfte den Ronnenbergern aus seiner Funktion als ehemaliger Jugendbürgermeister bekannt sein.
Die Anforderungen aus Beruf, Ehrenamt und Familie bekommt Schröder meist gut unter einen Hut. Vormittags kümmert sie sich um administrative Dinge und kann zwischendurch auch für den Lions-Club aktiv werden, nachmittags gibt sie Therapiestunden, und abends geht es wieder an den Rechner – oder sie nimmt sich Zeit für die Familie. „Das führt natürlich auch mal zu Terminschwierigkeiten, aber ich möchte mit Blick auf die Gesellschaft etwas verändern“, erläutert sie ihren Anspruch. Sie frage sich selbst manchmal, wie sie das alles meistere, habe die Antwort dafür aber schon gefunden: „Je älter ich werde, desto mehr entwickelt sich eine Form von Dankbarkeit dafür, dass es mir im Leben gut geht“, sagt sie, „deshalb möchte ich etwas an die Menschen weitergeben, denen es schlechter geht als mir.“
Dieses Weitergeben ist es auch, das sich der Lions-Club Deister Calenberger Land zur Aufgabe gemacht hat. So widmen sich die ehrenamtlichen Mitglieder „zahlreichen gesellschaftlichen, kulturellen, sozialen und bildungsbezogenen Projekten und Aktivitäten, sowohl durch persönlichen Einsatz als auch durch finanzielle Unterstützung“, wie der gemeinnützige Verein es auf seiner Internetseite selbst beschreibt. „Wir können vor Ort und regional tätig werden“, zählt die Lions-Präsidentin die Vorteile des Clubs auf.
Eine Herzensangelegenheit sei für sie beispielsweise die jahrelange Zusammenarbeit mit dem Fuchsbau in Barsinghausen, einer Trauerbegleitung für Kinder und Jugendliche. Neu hinzugekommen sei die Unterstützung der Behindertenwerkstatt Triskele aus Wennigsen. „Das ist wirklich ein tolles Projekt“, sagt Schröder, die zu den Gründungsmitgliedern des Lions-Charters am Deister gehört und ihre Funktion gemeinsam mit Detlef Hüper, Benthes ehemaligem Ortsbürgermeister, in einer Doppelspitze ausführt.
Erste Teilnahme am Vorlesetag
Das Geld für die Unterstützung von Projekten und Einrichtungen stammt aus dem Verkauf des Lions-Adventskalenders, Mitgliedsbeiträgen, Benefizkonzerten mit Hannover Brass und gelegentlichen Zuwendungen einzelner Mitglieder und Förderer. Schröder lobt die Spendenbereitschaft der Bürger, die sich jedes Jahr erneut beim Verkauf des Adventskalenders zeige. Derzeit bereiten die Lions schon ihre nächsten Vorhaben vor. Neben der Beteiligung am Friedensplakatwettbewerb am Matthias-Claudius-Gymnasium ist das der bundesweite Vorlesetag, bei dem sie erstmals mitmachen.
Die Präsidentin kann auf viele Aktionen der vergangenen zwölf Jahre zurückblicken. Besonders im Gedächtnis geblieben sei ihr unter anderem der Calenberger Tag beim Regionsentdeckertag. „Wir hatten eine Band, Tombola und Kuchenverkauf im Garten der Margarethengemeinde – und dazu tolles Wetter“, schwärmt sie. Ein anderes Event sei der Auftritt des Seniorenbläserkreises in einem Seniorenheim gewesen. Wegen Corona habe der Club die Kultur ins Haus geholt. Es sei einfach klasse, wenn Menschen zusammen sind.
Fahrt zu den Special Olympics?
Schröder schwebt bereits etwas Neues vor: Ihr Traum wäre die Teilnahme ihres Lions-Clubs an den Special Olympics Weltspielen 2023 in Berlin. Bei dem größten internationalen Multisportevent in Deutschland seit den Olympischen Spielen 1972 treten 7000 Athletinnen und Athleten mit und ohne geistige Behinderungen in 28 Sportarten gegeneinander an. Die Helfer rund um das Event sind größtenteils Lions. „Der Gedanke der Inklusion wird dort großgeschrieben“, sagt Schröder. Sie wolle den Lions-Club Deister Calenberger Land demnächst über ihre Idee zur Teilnahme abstimmen lassen.
Ihr Ehrenamt will die 56-Jährige noch lange ausüben und während dieser Zeit auch Jüngere dafür begeistern. „Mein Ziel ist eine Verjüngung des Clubs – ich bin dort fast die Jüngste“, sagt Antrud Schröder. Immerhin liege der Altersdurchschnitt derzeit bei 63 Jahren. Man müsse die Strukturen verändern und neue Wege gehen. Was sie der jüngeren Generation vermitteln wolle: „Das Ehrenamt ist auch gut für einen selbst. Das ist Zeit, die wertvoll ist. Erinnerungen, die ich in meinen Lebensrucksack packe. Und vor allem der Fokus auf das Positive im Leben.“